Der schöne, schöne Lachs

 

Ethoxyquin und andere Demenz-Verursacher

Dr. Angela Vogel

 

In der Zeit zwischen Weihnachten und Ostern essen wir alle gerne Fisch. Es gibt Karpfen auf der Tafel des ersten Weihnachtstages oder lecker hellorange leuchtenden Lachs in allen erdenklichen Zubereitungsarten. Schaut man in die Regale der Supermärkte und Discounter – fast immer ausverkauft. Der Absatz ist so reißend, wie die Substanzen unbekannt sind, die das Fischfleisch vor alsbaldiger Verwesung schützen sollen. Zum Beispiel:

Ethoxyquin (E) und sein Abbauprodukt Ethoxyquin-Dimer

Nie gehört oder gelesen? Aber sicher, ob Sie es glauben oder nicht. Zumindest dann, wenn Sie zu jenen KäuferInnen gehören, die ab und an auch mal die Hinweise auf den Verpackungen lesen. Ethoxyquin trägt die Lebensmittelzulassungsnummer E 324. Aqua-Farm

Aber wer weiß das schon. Und Sie konnten sich sicherlich auch keinen Reim darauf machen.

Sie trösteten sich. Sie dachten, auch hinter dieser Nummer steckt ein kluger Kopf. E 324 wird mir und meiner Familie nicht schaden. Stünde sonst diese Nummer da?

Und Sie haben zugegriffen – wie auch ich. Das böse Erwachen kommt erst später.

 

  Behördentricks

Antioxidantien, Hinweise auf Verpackungen und Lebensmittelzulassungsnummer versprechen Sicherheit. Leider ganz zu Unrecht. Sie spielen mit unserem Vertrauen und missbrauchen unsere ständige Zeitnot bei der Bewältigung unseres immer schwieriger werdenden Alltags zwischen Haushalt, Versorgung der Familie, Schule, Kindergarten, Behörden, Saubermachen, Bügeln, Langstreckenfahrten zum Einkaufen und unsere steten Bemühungen, halbwegs ausreichend Geld für unseren Lebensunterhalt zu verdienen.

Wieder haben wir beim Einkaufen nicht dran gedacht, dass die Eingruppierungen, dass Verbote und Erlaubniserteilungen für Anwendungen nachgebauter chemischer Stoffe auf dem Feld, in Aquakulturen, in der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie häufig nur noch eine Frage der jeweiligen Lobbypower der Hersteller und Anwender ist. Und natürlich auch eine Frage der Empfänglichkeit von Regierungs- oder EU-Kommissionsmitgliedern, Abgeordneten, Behör­den- und Ministerialbürokratie. Dort, auf deren Etagen, ist die bevorzugte Anrede längst das vertrauliche "Du". Sicher ist hier vor allem eins, nämlich: Die Herrschaften bleiben unter sich. Wir, Gretel Müller und Manni Normal, haben da mit Sicherheit nichts zu melden. Selbst nicht, wenn wir es wollten.

Außerdem: Kann man allen Ernstes während der Einkäufe vor Weihnachten und Sylvester und während der vielen Monate nach Jahresbeginn an so etwas denken? Das verdirbt mir die Vorfreude, das nimmt mir allen Spaß, das macht mich buchstäblich sauer, werden Sie denken.

 

Das mag sein. Es verdirbt aber auch den Appetit und belastet den Magen. Möglicherweise auch alle anderen inneren Organe, die an der Verdauung beteiligt sind.

Aber was wiegt schwerer? Der schöne Lachs vor der Nase oder die Demenz in ferner Zukunft?

 

Antioxidans - was ist das?

Fett wird früher oder später ranzig. Vor allem tierisches und humanes Fett, aber auch die meisten Pflanzenöle - bis auf echtes Kokosfett. Es wird aus Kopra, dem Nährgewebe der Kokosnuss (nicht mit Palmöl zu verwechseln) gewonnen. Fette oxidieren mit Sauerstoff. Antioxidantien helfen, die Oxidation zu hemmen. Das ist Ihnen wir mir aus der seit den Nullerjahren so penetranten wie einprägsamen Werbung für die sogenannten Nahrungsergänzungsmittel bekannt: "Bekämpfen Sie Ihren ranzigen Bauchspeck" oder: "Wie Sie Diabetes verhindern können". 

So oder so ähnlich klang es, meist ganz vorn an der Front der Apothekenumschau. So haben wir gelernt, Antioxidantien sind was Gutes, Gesundes und gesundheitsförderlich. Warum also sollen Antioxidantien, die uns Menschen so gut tun, in unseren Lebensmitteln nichts zu suchen haben?

Ja, warum?

„Ein Antioxidans (Mehrzahl Antioxidantien, auch Antioxidanzien) ist eine chemische Verbindung, die eine unerwünschte Oxidation anderer Substanzen gezielt verhindert.

Antioxidantien haben große physiologische Bedeutung durch ihre Wirkung als Radikalfänger. Sie inaktivieren im Organismus reaktive Sauerstoffspezies (ROS), deren übermäßiges Vorkommen zu oxidativem Stress führt. Oxidativer Stress gilt als mitverantwortlich für das Altern und wird in Zusammenhang gebracht mit der Entstehung einer Reihe von Krankheiten", heißt es bei https://de.wikipedia.org/wiki/Antioxidans. Klingt gut und beruhigend, aber: "Der oxidative Abbau bestimmter Inhaltsstoffe oder Bestandteile wirkt sich wertmindernd aus, weil sich Geschmack oder Geruch unangenehm verändern (Lebensmittel, Kosmetika), die Wirkung nachlässt (bei Arzneimitteln), schädliche Abbauprodukte entstehen oder physikalische Gebrauchseigenschaften nachlassen (z. B. bei Kunststoffen). (..) Antioxidantien sind ferner von Bedeutung als Zusatzstoffe für verschiedenste Produkte (Lebensmittel, Arzneimittel, Bedarfsgegenstände, Gebrauchsmaterialien) um darin einen – zum Beispiel durch Luftsauerstoff bewirkten – oxidativen Abbau empfindlicher Moleküle zu verhindern."

So weit Wikipedia.

Adler greift Lachs

(Nebenbei bemerkt und falls es Sie interessiert, finden Sie die Liste der derzeit in der EU zugelassenen Zusatzstoffe für Lebensmittel unter: ­https://de.wikipedia.org/­wiki/­Liste_der_Le­bens­mittelzusatzstoffe, die deutsche Zulassungsverordnung unter http://www.gesetze-im-internet.de/zzulv_1998/index.html, und den Artikel über Lebensmittelzusatzstoffe selbst unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensmittelzusatzstoff)

 

Ethoxyquin (E) ist ein Antioxidans

und eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Chinoline. 1959 vom Chemiekonzern Monsanto unter dem Markennamen Santoquin als Alterungsschutzmittel für Gummi auf den Markt gebracht, wird es seit den 60er Jahren des verblichenen schrecklichen Jahrhunderts in immer größerem Umfang genutzt. Es hält Tierfuttermittel länger fressbar, d.h. es hemmt nicht nur das Ranzigwerden ihrer Fette, sondern auch den Abbau von Vitaminen, Carotinen, Xanthophylle. (Xanthophylle sind eine Art Carotin, reichlich enthalten z.B. in grün gefärbtem Blattgemüse wie Spinat mit 10 mg auf 100 g, Salate aller Art, Mangold sowie in Grünkohl mit sogar 20 mg auf 100 g. Wichtiger noch ist ihre Pigmentfunktion in der Zellmembran. Hier schützen sie Zellteile vor der lichtbedingten Photooxidation.

Seitdem die Fischerei auf den Weltmeeren finanziell kaum noch wirklich lohnt, sind weltweit mehr und mehr sog. Aquakulturen entstanden. Sie sind ein riesiges Anwendungsgebiet für Antioxidantien wie eben Ethoxyquin. Das Fischfutter wird konserviert. Die Aqua-Fische selbst werden haltbarer gemacht. Sie können länger als Frischware verkauft werden oder im heimischen Kühlschrank lagern.

 

Ethoxyquin in Hirn und Muttermilch

Die Kehrseite dieser in ihrer finanziellen Wirkung kaum zu unterschätzenden Manipulation zeigen Analysen des Fischfleischs. Wir essen mit, was uns hilft, Lebensmittel länger verwenden zu können. Ethoxyquin und sein Abbauprodukt Ethoxyquin-Dimer sind nicht wasserlöslich. Sie sind lipophil, also fettlöslich. Bei jeder Mahlzeit von Aquafisch schlucken wir diese Substanzen in nicht unbedenklichen Konzentrationen. Anreicherungen im menschlichen Fettgewebe, insbesondere - und das ist noch viel schlimmer - in der Muttermilch, sind schon vor Jahren nachweislich gewesen. Ethoxyquin gilt zudem als wahrscheinlich kresberzeugend.

Dass es sich bei Ethoxyquin und Ethoxyquin-Dimer  auch um chemische Verbindungen handelt, die sich im Hirn einlagern, zeigten weitere Versuche.

Im Tierversuch haben sie sich so mit den körpereigenen biochemischen Molekülen verbunden, die die Blut-Hirn-Schranke bilden, dass sie auch in den Kopf gelangten. Dort machten sie nichts anderes als im übrigen Körper auch: Sie lagerten sich in den dort reichlich vorhandenen Fetten ein – z.B. in den sehr fetthaltigen Nervenhüllen. Über sie werden alle Signale und Nerven­impulse weitergeleitet und der rasche Signalabbau geleistet, ohne die es keine kognitiven Fähigkeiten gäbe – kein Denken, kein Sehen, kein Hören, keine Vorstellungen in Bild und Laut, keine Sprache, kein Erinnern, kein Merken oder Erfinden.

Ethoxyquin und Ethoxyquin-Dimer können also auch eine Ursache für Demenz sein, nicht nur bei Ratten. Dazu muss man wissen: Aufbau und Funktionsweise der molekularen Blut-Hirn-Schranke bei Mensch und Tier unterscheiden sich kaum.

Fischkopf 

Toxikologisch sind neurogiftige Substanzen chemischer oder metallener Natur sehr gefürchtet, denen es gelingt, unsere Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Vor allem Chlorverbindungen kamen nach 1945 so reichlich in den Industriestaaten in Gebrauch, dass Fachleute die heute rasant steigenden Zahlen menschlicher Demenzen nicht oder nur wenig erstaunen. Für sie und andere Kundige war es vorherzusehen. Schon in den 80er Jahren war der hohe Eintrag von neurotoxischem Quecksilber (Hg) in die Luft wie Gewässer bedrängend. Damals gelang es Bergbaubetrieben wie Stromversorgern jedoch leider geheim zu halten, dass die hoch giftige Quecksilberfracht überwiegend den Abluftfahnen der Kohlekraftwerke entströmte.

Nicht eben wenige der Profiteure der Sozialisierung derartig erzeugter Gesundheits- und Vermögensschäden halten Demenzen auch heute noch für hinnehmbare Kollateraleffekte von Wirtschaftswachstums und Wohlstand. Wem es nützt - das freilich scheint heute auch so eine der Fragen zu sein, die man lieber nicht mehr stellt, folgt man gewissen Empfehlungen. Es könnte zu Ärger führen oder, schlimmer noch, der gute Ruf geeigneter Konformitätsleistungen verloren gehen.

So zu denken, scheint auch bei der EFSA, der EU-Lebensmittelsicherheitsbe­hörde, vorzuherrschen. Mit der Begründung, es fehlten toxikologisch gesicherte Daten und Forschungsarbeiten, lehnte sie es bislang stoisch ab, Ethoxyquin als Futtermittelzusatz zu verbieten. Im sogenannten Pflanzenschutz darf Ethoxyquin hingegen seit 2011 z.B. gegen Braunfleckigkeit von Birnen nicht mehr verwendet werden – aus demselben Grund. Der einzige Unterschied hier: Im Pflanzenschutz gilt bei Ethoxyquin das Vorsorgeprinzip, beim Futtermittelzusatz für Fischfutter hingegen nicht. Das dürfte die Unterhändler in den TTIP-Verhandlungen sehr freuen, sind die USA doch hartnäckig bestrebt, das in Europa noch überwiegend geltende Vorsorgeprinzip völlig abzuschaffen. Es behindere den Wettbewerb. Bei Fischfutterzusätzen haben die USA den Kampf also schon gewonnen. Es ist implementiertes Europarecht und die Verwirrung komplett.

Jüngst, genauer am Sonntag, den 20. Dezember 2015, haben sich auch Redaktion und die Journalistin Veronika Wagner des „Funkstreifzugs“ von BR 5 mit dem Thema „Ethoxyquin“, dessen Abbauprodukt „Ethoxyquin-Dimer“ und der geltenden Rechtslage genauer beschäftigt. Autorin Wagner konnte sehr gut auffächern, wie inkonsistent und willkürlich die geltenden EU-Richtlinien und die nationalstaatlichen Verordnungen in der BRD sind: Von Logik und sachkundigen Erwägungen nirgends eine Spur, dafür umso mehr von der dreist arroganten Konformität der Brüsseler Exekutivbürokratie.

Fischkopf-tot

Im Zuge ihrer Recherchen gelang es dem B 5-Team auch, eine polnische Forscherin in Lodz zu treffen, die jüngst sehr wichtige neue Erkenntnisse über die Toxizität des Antioxidans und des Abbauprodukts Ethoxyquin-Dimer (es ist nicht das einzige Abbauprodukt, aber eines der chemisch-analytisch bekannten) vorlegen konnte.

Danach hemmt nicht nur Ethoxyquin selbst Zellteilung und Zellerneuerung, sondern auch besagtes Abbauprodukt Ethoxyquin-Dimer. Es behindere die Zellteilung und Zellerneuerung ebenso, greife auch negativ in das Immunsystem ein, schädige die humane Erbsubstanz aber schon in niedrigeren Mengen.

Die EFSA-Lebensmittelsicherheitsbehörde ist darüber informiert und hätte entsprechend alarmiert reagieren müssen. Der Zeitschrift Öko-Test teilte sie auf Anfrage im Oktober mit, sie überprüfe die Höhe der derzeit erlaubten Menge Ethoxyquin von 150 Milligramm/kg Futter. Mit einem Ergebnis sei bis Oktober/November 2015 zu rechnen (Quelle: ÖKO-Test, November Heft 11/2015, S. 30). Öko-Test erhielt also eine Fehlauskunft. Für zugelassene Futtermittelzusätze im Fischfutter gilt die Höchstmengenverordnung nicht. Sie gilt nur für Zusätze im Futter für Landtiere.

 

EFSA? Fehlanzeige.

Die Stellungnahme mit der angekündigten Antäuschungsansage der EFSA liegt inzwischen vor. Das Ergebnis: Es gäbe zu wenige Erkenntnisse, um eine Aussage machen zu können. Doch könne einer der Metaboliten von Ethoxyquin genotoxisch sein, d.h. zu Mutationen im Erbgut und damit zu Krebs führen.

Folgen? Keine.

Wie schon beim Glyphosat gibt diese sogenannte Lebensmittelsicherheitsbehörde der EU wieder mal und bis heute die drei Affen-Vorstellung. Und das ist wahrlich eine wenig amüsante Beamten-Vorführung:

Wahlweise gequältes Schiefgrinsen hinter teils vorgehaltener Hand, abgeschirmter harter Blick, stahlhartes Kinn, eingefallene Wangen und heftig aneinander reibende Hände, den Kopf leicht geneigt und die Ohren bedeckt – und dann die Originaltöne eines jeglicher Empathie, jeglicher Logik und Plausibilität entwöhnten Zombies in der Charaktermaske eines Chefs oder Mitarbeiters.

So die jüngste Inszenierung dieser Nanoökonomen ihrer selbst vor laufender Kamera eines öffentlich-rechtlichen Senders. Verwunderlich, dass es ihnen überhaupt gelingt, den Begriff „Lebensmit­tel“ in allen EU-Sprachen korrekt auszusprechen. Wahrscheinlich wissen sie nicht mal, was das ist: ein Lebensmittel. Sie denken in Zahlen und lächeln Monsanto zu. Leben? Das Wörtchen hat sein Recht verloren, mehr noch das, was es vielleicht mal bedeuten sollte. Es sei denn, natürlich, es ließe sich vermarkten und in liquides Kapital transformieren.  

Uns gewöhnlichen EuropäerInnen bleibt dabei das Lachen im Hals stecken, der Hustenreiz würgt die Bronchien und dieses sehr eigene Gefühl von Übelkeit in Magen und Gedärm will und will nicht mehr vergehen.

abgenagter Fischkopf 

Dabei will ich nicht verschweigen, dass es durchaus gewisse Handlungsoptionen gibt. Laut ÖKO-Test im genannten Heft oder der Analyseergebnisse der Laboruntersuchungen, die der Funkstreifzug in Freiburg hat durchführen lassen, verwendet die absolute Mehrzahl der ÖKO-Aqua-Betriebe keine Antioxidantien wie diese Billigheimerchemikalie „Ethoxyquin“. Die beprobten Fischgewebe aus Öko-Kulturen erhielten die Testnoten „sehr gut“ und „gut“. Ethoxyquin wurde gar nicht oder nur unter der technischen Nachweisgrenze gefunden. In den befragten Öko-Aquakulturen verwenden die Betreiber bessere, gesundheitsunschädliche, aber eben auch teurere Antioxidanzien. Sie verzichten also auf die Supergewinne, die in den konventionellen Fischfarmen eingefahren werden. Und uns tut das gut, die wir ihre Fischzuchten essen.

Merke: Für den Einsatz von Antioxidanzien in Aquakulturen gibt und gäbe es also durchaus Alternativen. Aber auch die leider nur noch beschränkt. Das gilt auch und besonders für die Alternative „Wildlachs“. Je nach Herkunftsregion war Wildlachs den Laboranalysen zufolge ebenfalls frei von diesem durchaus als krankheitsfördernd zu bezeichnenden Antioxidans. Doch stellen sich gerade hier die weitaus größeren Probleme erstens mit der Qualität der Gewässer und der

 

zweitens dadurch mitbedingten

 

irreversiblen, unumkehrbaren Verseuchung von Fisch

bis hin zur absehbar völligen Ungenießbarkeit für den menschlichen Verzehr

„Forschung aktuell“, die Wissenschaftssendung des Deutschlandfunks, hat in der Sendung vom 16.11.2015 wichtige Aspekte dieser ubiquitären Vergiftung aller Gewässer und all ihrer Bewohner vom Wurm bis zum Wal aufgegriffen. -

Was hier zu hören war, musste sensibleren HörerInnen das Blut in den Adern gefrieren lassen.

 

Es ging um den                           Zahnpastastreifen

 

Giftstoffsammler „schwimmende Mikroplastik“

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass riesige Plastikmülldecken auf allen Meeren schwappen – kilometerweit und in riesigen Ausmaßen. Dann sickerte langsam durch, dass die meisten Hersteller von Kosmetik- und Hygieneartikeln auch noch winzige Plastikkügelchen in ihre Produkte einfügen lassen – angeblich zur Produktverbesserung.

 

SchampooflaschenWahrscheinlicher aber ist, dass sie ihren Plastikmüll auf diese Weise anderen aufhalsten, d.h. sie brachten ihn profitabel außer Reichweite. 2014 versprach der Kosmetikhersteller L'Oréal, ab 2017 keine entsprechenden Produkte mehr anbieten zu wollen. Unilever wollte Peelings aus seinen Kosmetikartikeln bis 2015 verbannen.


Aber wie kommen die Peelings ins Meer? Ganz einfach:

Mit ihren Schäumen rinnen sie von unseren Köpfen (Haarwaschmittel) unseren Körpern (Duschgele!), unseren Zähnen

(Zahnpasta) – na - wohin?

 

Zu den Abflüssen in Badewannen, Duschen, Waschbecken - durch dünne und dicke Rohre hin zu den abertausenden von Kläranlagen. Dortselbst werden sie aber nicht ausgefiltert  Sie sind viel zu klein. Diese winzigen Teilchen der Mikroplastik entgehen derzeit noch der Laboranalyse. Bis vor kurzem wurden sie sogar unter dem Lichtmikroskop noch für Sandkörnchen gehalten und wissenschaftlich nicht weiter beachtet. Häme ist freilich nicht angebracht, denn nur Teilchen größer als 300 Mikrometer sind lichtmikroskopisch erkennbar. Die fraglichen Miniteilchen jedoch sind nur noch nanometergroß. Im Alfred Wegener Institut für Meeresforschung experimentiert derzeit die Crew um Gunnar Gerdts an besseren Analyse- und Nachweismethoden und geeignetem High-Tech, um die Partikel im Nanometerbereich erkennen, genauer bestimmen und auch sicherere Aussagen darüber treffen zu können, welche Frachten diese Partikel selbst aufgenommen haben.

Abfluss Waschbecken

Im angeblich geklärten Wasser treiben all die Peelings und anderen Mikroplastikpartikel dann weiter die Flüsse und Ströme hinab - bis in die Ozeane. Hinzu kommen die Kunststoffabriebe aus Millionen von Waschmaschinen, dem Verkehr (zu Lande, zu Wasser und aus der Luft), aus Verpackungen und aus der Fischerei. Auf ihrem Weg ziehen nun alle diese Plastikteilchen die in den Gewässern niedergesunkenen Schadstoffe aus den Sedimenten „wie ein Magnet“ raus, beschrieb Matthias Reininghaus von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg die Effekte, die sie aktuell einmal mehr nachweisen konnten.

Er und seine Kollegin Gesine Witt führen derzeit ein Forschungsprojekt auf der Ost- und Nordsee durch. Sie wollen wissen, 1.) wie hoch die Fremdstoffaufnahme durch diese Plastikpartikel ist, ob sich 2.) deren Rate von Umweltgift zu Umweltgift unterscheidet und ob es 3.) eine Aufnahmesättigungsgrenze gibt. An vielen Stellen haben sie Kupfergitterkörbe ins Wasser gehängt, darin ihre immer selben Modellplastikstreifen. Regelmäßig fahren sie ihre Körbe ab, entnehmen die ´Sammelmodelle´und bringen sie ins Labor.

Die Sedimente aller Gewässer der Welt sind mehr oder minder mit Krebserzeugern wie z.B. PAK (ca. 200 verschiedene Formulierungen polyzyklisch aromatischer Kohlenwasserstoffe) und PCB (ca. 250 verschiedene Formulierungen polychlorierter Biphenyle) belastet. Die PAK stammen im Wesentlichen (wie das Quecksilber) aus der Öl- und Kohleverbrennung, zu Lande und zu Wasser. Die PCB wurden als Weichmacher in Kunststoffen, Synthetikgummi (Reifen!), Papier, Baumaterialien, in Motor- und anderen technischen Ölen eingesetzt, bzw. entstanden bei deren hochtemperierten Verbrauchsanwendungen auch in Form von Dioxinverbindungen. Deutschland war auch bei dieser Vergiftung der Umwelt ganz, ganz weit vorn - sozusagen ´über alles in der Welt´. Wie weit, das mag folgende Story belegen: Noch heute untersucht man in den USA angeschwemmte Leichen auf ihre PCB-Gehalte, um herauszufinden, ob die tote Person evtl. aus Deutschland stammen könnte. PCB gilt in den USA als der sog. „German-Marker“.  

Nach den bisherigen Laboranalysen im Projekt von Witt und Reininghaus reicherten ihre Modellplastikstreifen PCB in den unglaublichen Konzentrationen des 200 bis 500fachen an. Eine Sättigungsgrenze im eigentlichen Sinn konnte bislang nicht gesichert werden. PAK konzentrierten sich immerhin bis zum ca. 50fachen - neben zahlreichen anderen Umwelt- und Industrieschadstoffen wie wiederum und u.a. Quecksilber, die in diesem Projekt aber nicht die Rolle der definierten Leitschadstoffe spielen.

Die beiden Forscher zeigten sich schon jetzt völlig entsetzt – nicht nur davon, dass nahezu jeder zweite ihrer Beprobungskörbe in Nord- und Ostsee gestohlen wurde bzw. fortwährend verschwindet. Nein.

 

Einen solchen  

Bumerang-Effekt

hatten sie einfach nicht erwartet. Und doch ist er wahr.

Fische und andere Meeresbewohner nehmen die Mikroplastikpartikel auf. Die größeren Tiere scheiden größere Teilchen über Magen und Darm wieder aus. Die Partikel im Nanobereich aber wandern durch Gewebe und Zellwände und lagern sich im Fleisch der kleinen wie großen Meeresbewohner ein - mitsamt deren Giftfracht. Bei manchen Meeresbewohnerarten wie Muscheln entwickeln sich Entzündungen, vor allem chronischer Art. Wieder andere erkrankten an der Leber oder reicherten die Industriegifte auch in den Nieren an.

Doch das ist nicht alles, denn:

PAK und PCB sind fettlöslich, d.h. sie diffundieren durch die Zellwände in die Fischmuskulatur und ins Fischfett ein. Die Mikrokunststoffteilchen werden also nicht aus Magen und Darm mit dem Kot ausgeschieden. Nein. Sie werden Bestandteile der Fische.

Später landen sie mit dem Fischfleisch auf unseren Tellern, in unseren Mägen, in unserem Gedärm. Sind sie sehr winzig, durchwandern sie auch unsere Gewebe und Muskeln und lassen sich dann irgendwann, irgendwo nieder: In den Gelenken vielleicht? Die Schmerzen gaukeln Ihnen und Ihren ÄrztInnen vor, Schmerzen eines entzündlichen Rheumas zu sein. Oder Arthritisschmerzen. Oder Arthrose. Und dabei wirken Sie so durcheinander und sind dauernd so müde, so entsetzlich müde und schwach.

Die Forschungen der Meeresökologin an der Universität von San Diego in Kalifornien, Chelsea Rochman, hatten schon 2013 nachweisen können, dass „Kunststoffe, (gelangen sie) in den Lebensraum Wasser (..), dort vorhandene Umweltgifte absorbieren“ und zwar bestimmte Plastikarten sehr viel mehr als andere. Frau Rochmann hatte – im Unterschied zu Witte und Reininghaus - Polyethylen, Polypropylen, PVC und PET beprobt und war zu dem Ergebnis gelangt:

"Polyethylen und Polypropylen, also die am weitesten verbreiteten Plastiksorten, nehmen viel höhere Konzentrationen an organischen Schadstoffen auf als PVC und PET."

 

Wassertaxi für Viren und Bakterien

Ebenfalls 2013 hatten PAUL KLAMMER und JUDITH BLAGE in Heft 13 des FOCUS unter dem Titel „Wenn Plastik tötet“ vermeldet: Das driftende Plastik trägt Krankheitserreger durch die Meere. Sie beriefen sich mit dieser Schreckensnachricht auf die Forschungen des bereits erwähnten Gunnar Gerdts vom AWI, dem Alfred Wegener Institut im Helmholtz Institut für Meeresforschung.

 

„Wir finden sehr viele Vibrionen auf Plastik“ hatte Gerdts dem Journalistenteam berichtet, wobei er zu dieser Bakteriengruppe unter anderem auch den Erreger der Cholera zählte.

„Die Bakterien nutzen Plastikteile als Taxi, um von A nach B zu kommen.“ Bakterientafel

 

Einige Bakterien könnten sogar die Weichmacher aufnehmen und verwerten. Es ist nicht anzunehmen, dass Gerdts dabei an die PCBs dachte. Viel eher dürfte er die große Gruppe der ebenfalls nervengiftigen Phthalate gemeint haben. Kunststoffe werden seit dem Verbot der Weichmacher-PCB in den 90er Jahren mit – ebenfalls nervengiftigen - Phthalaten angereichert, damit sie weiterhin schön biegsam und lange gebrauchsfähig bleiben.

Nun sind zwar beileibe nicht alle Bakterien der Menschen Feind und nicht alle Viren führen zu tierischen und/oder menschlichen Erkrankungen. Doch, wenn ich darüber nachdenke, was das bedeuten könnte, kommt mir die Erwärmung der Meere und Landgewässer durch den Klimawandel in den Sinn, die Versauerung der Meere und Gewässer durch den CO2-Eintrag (bei gleichzeitiger Erwärmung), die Umwälzpumpe für warmes und kaltes Wasser im Pazifik – El Nino genannt, der Anstieg des Meeresspiegels weltweit und die vielen derzeit feststellbaren neuen Strömungsverhältnisse besonders im Atlantik. Mikroben aller Art lieben Wärme und die schnelleren Meeresströme sorgen für ihren rascheren Transport. Darauf hat auch Gerdts hingewiesen. Ferner spielen die diversen Eigenschaften der Mehrfachbela­stungen entlang des Geschehens im geänderten Umweltmilieu eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sie können funktional ineinander greifen und genau das ist hier der springende Punkt.

Folgendes Schloss-Schlüssel-Geschehen mag das erläutern: Draußen in den Meeren, in Seen, Flüssen und Bächen von den dort lebenden Organismen aufgenommene Mikroplastikpartikel transportieren hoch konzentrierte neurotoxische Schadstoffe, die die Blut-Hirn-Schranke bei Mensch und Tier öffnen, ins Hirn gelangen und dort das zentrale Nervensystem angreifen oder auch zerstören. Mit ihnen können nun aber auch alle über die Gewässer auf Mikroplastik gereisten Viren, Bakterien und anderen Keime ins menschliche Hirn gelangen und dort – ihre u.U.- höchst gefährlichen Fähigkeiten entfalten. Sie können Entzündungen im Hirngewebe und Hirnhaut verursachen und dauerhaft unterhalten, denn: was einmal im Hirn ist, kommt nicht wieder raus. Das ist es, was neurologischen Behandlungsmöglichkeiten von Nervenentzündungen im menschlichen Gehirn bis heute so enge Grenzen zieht. Ohne die Türöffnerfunktion von z.B. PAK, PCB und anderer Chlororganika scheiterten diese Mikroben an der Blut-Hirn-Schranke - sofern diese intakt ist und nicht bereits vorher lädiert (z.B. und u.U. bei Diabetes - Diagnose mittels des Marker S 100).

Auf diesem Hintergrund wäre auch zu fragen, warum in den letzten Jahren neben Demenzen auch bei jüngeren Jahrgängen Depressionen so erstaunlich stark zugenommen haben und warum insbesondere sie immer häufiger mit organischen Entzündungsprozessen im Zentralen Nervensystem (ZNS) einhergehen - oder von diesen erst ausgelöst werden.

Wer ist verantwortlich für all das Zusatzleid? 

Niemand. Ganz klar. Niemand. Schon allein aus Versicherungsgründen. Oder: Wir alle. Wir alle haben das Zeug schließlich erzeugt und verbraucht und unseren Lebensunterhalt damit verdient. Haben geheizt und sind Auto gefahren und sind vor Stolz auf unseren westlichen Lebensstil geschwellt fast aus jedem Fenster gesprungen.

Oder: Wir haben es nicht gewusst. Wir haben es nicht ahnen können. Die Wissenschaft war nicht weit genug. Es fehlten alle Erkenntnisse. Wer hätte das ahnen können!

Wer mag sich da noch trauen, an die Tabus „Industriegifte“, "unvergänglicher Kunststoff", "vergiftete Lebensgrundlagen" zu rühren? Wer sich trauen, die nicht nur ökonomisch schmerzhaften Fragen nach den gesellschaftlichen Verursachern und Verantwortlichen stellen? Wo alle verantwortlich sind, ist es keiner. Das ist bekannt.

Doch ganz so einfach ist es nicht.

Ich erinnere mich gut. In unserer Wohngemeinschaft in der Münchner Isarvorstadt haben wir schon vor Jahrzehnten - wie viele andere Wohngemeinschaften zu Entstehungszeiten der Umweltbewegung auch - versucht, unseren durchindustrialisierten Lebensalltag zu erforschen und zu thematisieren. Die Unvergänglichkeit von Kunststoff noch im Zerfall, die Giftigkeit von PVC, Dioxinen und Azofarben, der stete Eintrag von chlororganischen Pestiziden in die Böden und Gewässer, die Dünnsäureverklappung im Meer (usw.) haben uns sehr beschäftigt - und wir haben durchaus herausgefunden, was daraus nahezu zwangsläufig werden wird. Dazu gehörten schon damals keine besonderen prognostischen Begabungen, aber: Was damals noch Gruseln war, ist heute der blanke Schrecken.

Die Verursacher und Verantwortlichen hätten es durchaus auch wissen können und haben es auch gewusst, setzten uns aber - wie den vielen der anderen aufgeweckten Menschen in der Republik auch  - lieber V-Leute auf die Fersen. Unsere Darlegungen, unsere Prognosen, unsere Warnungen, unser Wissen, unser Widerstand galten in der BRD der Vorwendezeit als grundsätzlich verfassungsfeindlich und Verstoß gegen das Grundgesetz, gerichtet gegen die soziale Marktwirtschaft und den industriellen Fortschritt und prinzipiell technikfeindlich. Als verfassungskonform galten damals (wie heute) dagegen nur Dummheit und Apathie des Gemüts. –

„Eines Tages werdet Ihr erkennen, dass man Geld nicht essen kann.“ Dieser Spruch entstand in jenen Jahren.

Jetzt ist es – tatsächlich - fast so weit. Ob in dieser Situation die im Herbst 2015 an den Start gegangenen zwei Bundesforschungsprojekte zu Plastikmüll im Meer noch etwas auffangen können, wird sich erweisen. In Lübeck wurde eine maschinelle "Seekuh" gebaut, um Mikroplastik aus dem Meer zu fischen, dazu hier weiterlesen.

An Rettung noch in letzter Stunde zu glauben, das allerdings wäre zu naiv.

 

Für Altenstadt-online, 05. Januar 2016

 

Anmerkung der Redaktion und Tipps für Ihren Fischeinkauf (11.01.2016 fortlaufende Ergänzung-ff)

Nicht wenige LeserInnen haben uns mitgeteilt, wie hilflos sie sich nach der Lektüre des obigen Artikels fühlen. Vor allem jene, die gerne Fisch essen, wissen nicht, was sie jetzt tun sollen oder können.

Ganz verzichten? Oder Konsum verringern?

Das Problem, finden wir, ist vielschichtig. Da wäre zunächst die Belastung mit Ethoxquin und dessen bekanntem Abbauprodukt Ethoxyquin-Dimer. Im Artikel selbst wurde darauf hingeweisen, dass die Zeitschrift "Öko-Test" Laboruntersuchungen von sog. konventionellen Aqua-Fischen und an BIO-Fischen aus Aquakulturen durchgeführt hat. Ergebnis war, die Fische aus Öko-Aqua-Kulturen waren entweder überhaupt nicht oder aber unterhalb der sog. technischen Labormessnachweisgrenze für Ethoxyquin belastet. Das war die gute Nachricht.

Sehr viel schwieriger stellt sich die Sache mit den Mikroplastikteilchen und den von ihnen aus den Meeren und/oder anderen Gewässern aufgenommenen chemischen Schadstoffen dar. Gemeint sind die sog. Altlasten der Polychlorierten Biphenyle (PCB) und die weltweit ständig weitergehenden Einträge mit polycyclisch aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), die z.B. von früh bis spät aus PKW- oder LKW-Auspuffen entweichen. Eine Rolle bei Aufgiftung spielen dabei aber auch Bestandteile von Kunststoff selbst wie Polyethylen, Polypropylen, PVC und PET - neben Metallionen wie Quecksilber und einer Fülle weiterer Schadstoffe, die in den Sedimenten eingelagert sind und immer wieder neu aufgewirbelt werden.

Absolute Belastungszahlen sind keiner der uns zur Verfügung gestandenen Forschungsarbeiten zu entnehmen, nur die Versicherung, die Belastungen seien pro Fisch/kg so gering, dass für die KonsumentInnen keine akuten gesundheitlichen Schäden zu befürchten seien. Das ist zwar eine gute Nachricht. Aber: Man sie glauben oder auch nicht.

Dazu muss man einen Blick in den Wissenschaftsbetrieb werfen: WissenschaftlerInnen, die auf derartigen Forschungsfeldern arbeiten, sind in der Regel wenig zimperlich und strahlen, aus wissenschaftlichen und aus wirtschaftsrechtlichen Gründen, gerne Beruhigendes aus. Das verhindert, dass sie u.U. in Beweisnot für die Kausalität von konkret akuten und/oder chronischen Gesundheitsschäden geraten und sie meist auch keine oder nur zu wenige epidemiologische (statistisch strukturierte) Arbeiten mit großen Fallzahlen (TeilnehmerInnengruppen = Kohorten) vorlegen können. Sie verlieren aber auch sehr schnell an wissenschaftlicher Reputation, sollten sie in Versuchung geraten - nach Meinung ihrer Kollegen jedenfalls - zu viel vor Gesundheitsgefahren zu warnen und Kollegenkreise in ihren Netzwerken zu stören. Das gilt insbesondere für Forscherinnen, die von Kollegen gerne und schnell für zu emotional und übervorsichtig gehalten werden. Dahinter steckt freilich u.a. nur der altdeutsche, später nazistische und nach 1945 in die zweite Republik hinübergerettete Mutterschaftskult von Männern, die die Erhaltung von Leben, Bewahrung vor Krankheit und aufopfernder Gesundungspflege im Fall des Falles zum genetischen Erbe ´der´ Frau an sich erklären, um sich selber in die von ihnen auch zu diesem Zweck erfundene wissenschaftliche Objektivität verabschieden zu können. Dort können sie - gut verdienend, keinem ´Geschenk´ von interessierter Seite abgeneigt und irgendwann Professor - ihre Seilschaften pflegen und mit großem Ernst auf alle jene Forschungsarbeiten verweisen, die Gesundheitsgefahren für Menschen - sei es durch was auch immer - nicht zu belegen vermochten. Die Struktur hier: Gerade solche Arbeiten machen die absolute Mehrzahl der toxikologischen, arbeits- und umweltmedizinischen Forschungsarbeiten von vorgestern, gestern und heute aus. Die Industrienähe und Industriefinanzierung (auch die sog. Drittmittelforschung in Universitäten) bestimmte in der Regel die Forschungsfrage, das Forschungsdesign, die Methodik, den Blickwinkel und die Bewertungen dessen, was zuträgliche Dosierungen von Gefahrstoffen seien - Dosierungen für Beschäftigte und KonsumentInnen versteht sich. Eine alte Wahrheit, die mit den Jahrzehnten allerdings nichts von ihrer Weisheit verloren hat, besagt: Wer anschafft, hat das Sagen.

Dem dahinter verborgenen Korruptionssystem ist bis heute  - sieht man mal ab von gewissen Forschungsergebnissen der mehr als zwanzigjährigen Arbeit von "abekra, Verband arbeits- und berufsbedingt Erkrankter e.V." und Wissenschaftlern wie z.B. dem verstorbenen Münchner Toxikologen Dr. Max Daunderer, dem heutigen Pensionär Prof. Wassermann, Kiel, dem Toxikologen Dr. Kruse, Kiel, und weiterer wackerer Unbestechlicher - nicht wirklich erkannt und aufgearbeitet. Selbst die offensichtlich falschesten Forschungsarbeiten werden noch heute, oder aber: heute wieder genutzt, als sei nichts dabei und Kritik nichts als strafwürdig üble Nachrede und verwerfliches Wissenschaftler- resp. Herstellerbasching. 

Daraus folgt, dass nichts über bezifferte Schadstoffkonzentrationen in Fischen - nur eben über gewisse Aufgiftungsraten - bekannt ist, jedenfalls uns nicht. (Über Hinweise wären wir sehr dankbar). Auch nichts darüber, wie viele Mikroplastikteilchen der Fisch, den Sie jetzt gerne kaufen möchten, schätzungsweise in seinem Fischfleisch verbergen könnte und ob er bei deren Aufnahme zusätzlich irgendwelche Viren oder Bakterien verschluckt hat, die nun in seinem Leib lauern. Wir können nur so viel sagen: alle Weltmeere, aber auch Ströme wie der Rhein, Flüsse wie die Fulda oder die Weser sind mit Plastikpartikeln verseucht, doch in durchaus nicht gleichem Maße. Aquakulturen an den Küsten der Meere werden mit Meerwasser betrieben, doch in guten Aqua-Kulturen wird das Wasser immer wieder geklärt und ausgetauscht. Wasserfilterungen sind bis heute ja noch nicht möglich. Die Technik für die Laboranalysen und Wasserfilterung wird gegenwärtig ja erst entwickelt.

Auch die Meere dürften unterschiedlich hoch mit Mikroplastikteilchen, mit Viren, Bakterien, Würmern und Keimen belastet sein. Die Forschungen der polnischen Forscherin aus Lodz haben in der Ostsee stattgefunden. Es ist ein relativ abgeschottetes Meer mit wenig Wasseraustausch, schwindenden Sauerstoffeinträgen und etwas höheren Temperaturen als sie im Atlantik und, je nachdem, im Pazifik normalerweise vorherrschen. In der Ostsee dürften sich schätzungsweise sehr viel mehr Mikroplastikteilchen finden lassen. In den großen offenen Meeren spielen dagegen die kompliziertesten Meeresströmungen und die sog. Umwälzpumpen eine wichtige Rolle. Dabei dringt Wasser aus tieferen Meeresschichten nach oben und die oberen fließen umgewälzt nach unten. Deren Einflüsse auf die Teilchenmengen, die Schadstoffkonzentrationen und Keime dürfte jeweils nicht zu unterschätzen sein, aber auch die der Schifffahrtsrouten, deren Frequentierung und die dabei so klammheimlich wie unverantwortlich praktizierte Abfallentsorgung ins Meer. Man könnte deshalb auch annehmen, dass Fische aus dem hohen Norden vor Alaskas und Grönlands Küsten weniger belastet sind, die aus dem Mittelatlantik aber höher. Doch das bedürfte der empirischen Nachweise.Kliesche in Salbeibutter 01a

Es kommt aber auch auf die Fischarten selbst an, deren Laich- und Lebensgewohnheiten sowie ihre jeweilige Lebensdauer. Fischarten mit kurzer Lebensdauer, die sehr schnell ´reif´ werden, dürften weniger in ihrem Fett und Gewebe einlagern als Fischarten, die eine lange Kinderstube haben und auch lange leben (wenn man sich lässt). Wo und in welchen Tiefen der Meere die jeweiligen Fischarten leben und welche Regionen sie auf ihren Wegen durchschwimmen, dürfte ebenfalls ein u.U. wichtiger Belastungsmarker sein, geht man davon aus, dass die verschiedenen Meeresregionen auch verschieden hoch belastet sind. Mikroplastikteilchen schwimmen in den oberen Meeresschichten. Sie sind sehr leicht. Hier gälte es, sich kundiger zu machen und solche wichtigen Daten über die verschiedenen Fischarten zu sammeln und für den eigenen Einkauf auszuwerten. Forschung aktuell, Deutschlandfunk hat z.B. am 11. Januar 2016 gemeldet, dass Makrelen und Kabeljau besonders gern Mikroplastikteilchen fressen. So die neuesten Forschungsergebnisse des Alfred Wegener Instituts. Wildlachs schwimmt tiefer und wird bevorzugt im weniger belasteten Nordmeer, vor den Küsten Kanadas gefangen. Von Mittelmeer- und essbaren Pazifikfischen wäre dagegen eher abzuraten, Wildgarnelen könnten hingegen und u.U. relativ gering belastet sein.

Ansonsten raten wir, möglichst viele Speisen abzuwechseln, wie Muddern das früher auch tat und Vaddern es liebte (heute aber mit Vadderns Mitarbeit in der Küche).

(Foto: Kliesche in Salbei auf dem Teller)

Bedenken Sie bei alledem aber immer auch, eine Fischmahlzeit im Verlauf eines Monats wird sicherlich keine akute Gesundheitsbeeinträchtigungen verursachen - jedenfalls nicht bei einem erwachsenen männlichen Mitteleuropäer von dreißig Jahren und 70 kg Körpergewicht. Dieser Erwachsene von dreißig Jahren/70kg Gewicht ist der Modellmensch der Forschung. Es gibt allerdings nicht so viele Männer, die diesem Modellmenschen entsprechen (Frauen mit ihren größeren körperlichen Fettanteilen - bevorzugt von lipophilen Substanzen aufgesucht - kommen gar nicht vor. Auch Kinder und alte Menschen nicht).

Weiter ist zu bedenken: Die Weltmeere sind hoch bedenklich leer gefischt und es gibt so viele andere leckere Speisen. Muss es ausgerechnet Fisch sein? Oder könnte man z.B. jede zweite Fischmahlzeit auslassen? Denken wir so für uns hin. Es täte nicht nur den noch erhaltenen Fischbeständen gut, sondern verringert auch die von Ihnen aufgenommene Konzentrationen von lecker PAK und PCB (und Hg), wie wir sarkastisch anmerken möchten.

Und bedenken Sie weiter und noch einmal: Mit einem Fisch kriegt man es nicht hin, sich stracks auf die Demenz zuzubewegen. Diese Hoffnung müssen wir jeder Person mit heftigen Versorgungswünschen nehmen. Es handelt sich allemal um die Akkumulation von Schadstoffen und es braucht auch seine Zeit bis die Blut-Hirn-Schranke geknackt ist.

 

Zusammenfassung:

  1. Meiden Sie beim Einkauf Salzwasserfische, die in den oberen Schichten der Meere leben - wie z.B. Makrelen und Kabeljau.
  2. Kaufen Sie z.B. Flunderfleisch oder Kliesche. Flundern und Kliesche z.B. leben in Meeresbodennähe. Wildlachs aus den Nordmeeren, aber auch Garnelen scheinen ebenfalls weniger belastet zu sein.
  3. Kaufen Sie keine Süßwasserfische z.B. aus Rhein oder Main.
  4. Meiden Sie beim Einkauf sehr fetthaltige und langlebige Fischarten.
  5. Meiden Sie Fische aus dem Mittelmeer und der Ostsee.
  6. Kaufen Sie möglichst Fische aus ökologischer Aqua-Kultur.
  7. Bringen Sie Fisch seltener auf den Tisch.
  8. Erweitern Sie generell Ihre Kenntnisse über Fische.

 

Redaktion Altenstadt-online, ergänzt 13-01-2016

 

Wichtige News zu PCB - polychlorierte Biphenyle unter: www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/videos/billiger-baustoff-mit-boesen-spaetfolgen-100.html

Vorbemerkung:

Heute, Dienstag, 29. März 2016 erreichten uns zu den German-Marker PCB - also polychlorierte Biphenyle - die folgenden Newsletter-Nachrichten der "Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V. (CBG)" mit dem hinweis auf eine wichtige ARD-Dokumentation (s.w.u.), die wir unseren Leser*innen nicht vorenthalten wollen,

denn:

PCB ist nicht nur im Fisch, nicht nur im Plastikmüll jeglicher Größe, sondern eben auch in zahllosen öffentlichen Gebäuden wie Kindergärten, Schulen, Rathäusern und anderen Bauten enthalten. In der Bauindustrie z.B. dienten diese hochgiftigen chemischen Verbindungen als Weichmacher für die plastigenen Fugendichtungen. Blöd war eben nur, dass die PCB nach und nach in die Räume ausgasten und, weil chlorhaltig, auch massiv durch alle Wände oder Böden gingen und auch heute noch gehen (wenn jetzt auch nur noch auf niedrigem Level).

Es ist leider wenig bekannt, dass sehr viele Lehrer*innen daran erkrankten und berufsunfähig geworden sind. Von den Kindern in Ganztagskindergartenbetreuungen und - schulen in solchen Räumen mal ganz zu schweigen.

Man muss wissen:

PCB sind (auch) hochgradige Nervengifte für das Zentrale Nervensystem, die zu mehr oder minder schweren Einbußen der cognitiven Leistungen und Leistungsfähigkeit führen können. Depressionen, Wortfindungsstörungen und Merkschwächen stehen oft am Anfang einer erlittenen Hirnschädigung ---- der Krebs kommt erst später.

Hier nun der Newsletter-Text des CBG:   

"Sanierung PCB-belasteter Gebäude liegt nicht in unserem Verantwortungsbereich"

Monsanto & Bayer: ARD berichtet über PCB-Kontamination öffentlicher Gebäude

Zwischen 1930 und 1990 wurden rund 1,3 Millionen Tonnen Polychlorierte Biphenyle (PCB) produziert. Die Giftstoffe kamen in Elektrogeräten, Fugendichtungen, Lacken und Bodenbelägen zum Einsatz. Hierdurch wurden Tausende öffentlicher Gebäude kontaminiert.

 

PCB sind krebserregend und können Schilddrüsen, Leber und Nieren schädigen. Immer wieder kommt es zu Krebserkrankungen und anderen schweren Schädigungen. Die Hersteller hatten die Gefahren zwar frühzeitig gekannt, wurden jedoch nie juristisch belangt.

 

Die Entsorgung der Giftstoffe dauert Jahrzehnte und kostet Milliarden. Die Produzenten, vor allem die Firmen MONSANTO und BAYER, wälzen die Kosten vollständig auf die Allgemeinheit ab.

 

Die ARD dokumentierte nun das Leid der Geschädigten sowie die Weigerung der Hersteller, sich an den Entsorgungskosten zu beteiligen. Den sehenswerten Beitrag kann man hier abrufen: www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/videos/billiger-baustoff-mit-boesen-spaetfolgen-100.html

 

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Monsanto und Bayer haben die Gefahren von Polychlorierten Biphenylen jahrzehntelang vertuscht. Damit tragen sie eine Mitverantwortung für Tausende von Vergiftungsfällen. Es wird höchste Zeit, dass die Produzenten für die ungeheuren Sanierungs- und Behandlungskosten haften.“ Die CBG hat wiederholt Gegenanträge zur Bayer-Hauptversammlung eingereicht und in den Versammlungen zum Thema gesprochen.

Kontakt:

Kampagnenseite zu PCB: www.cbgnetwork.org/5402.html

Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V. (CBG)

Postfach 15 04 18

40081 Düsseldorf

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